Der Brunnen auf der Hohenburg
Die Bewohner auf der Hohenburg schöpfen Wasser aus den am Fuße des Berges gelegenen Quellen, schaffen es mit Eseln auf die Burg und sammeln es in zwei versteckt liegenden Zisternen. Unabhängig - insbesondere in Krisenzeiten - sind die Bewohner aber nur dann, wenn sie Wasser innerhalb der Burgmauern gewinnen können.
Zisterne im Brunnenhaus
Landgraf Moritz von Hessen lässt daher auf seiner Burg von 1605 bis 1613 einen Brunnen graben - ein äußerst anspruchsvolles und technisch unsicheres Unternehmen. Die Bergkuppe besteht aus einer über 120 m dicken Basaltschicht, darunter lagern Sand und Muschelkalk.
Landgraf Moritz von Hessen "Der Gelehrte"
Der Landgraf beauftragt Bergleute aus dem "Mansfeldischen" mit dem Abteufen des Schachts. Jeweils 2 Bergleute arbeiten Tag und Nacht in 6-Stunden-Schichten, Haspelknechte ziehen das Gestein nach oben. Nach 8 Jahren mühseliger Plackerei stößt man in der Muschelkalkschicht und in 150 m ("546 Schuh") Tiefe endlich auf Wasser. Der Schacht wird mit 352 Steinringen und etwa 4.000 Sand- und Tuffsteinen bis zur Sohle befestigt. Die Baukosten verschlingen die ungeheure Summe von 25.000 Gulden.
Der Brunnen ist der weltweit tiefste, in Basaltgestein gehauene und vollständig ausgemauerte Burgbrunnen.
Im 30-jährigen Krieg werden Burg und Brunnen zerstört, der Brunnen wird "zugemacht".
Im Laufe von 300 Jahren gerät die Burg in Vergessenheit, ihre Reste verschwinden unter Schutt, Bäumen und Sträuchern. Auch das großartige Brunnenbauwerk ist unter Gestrüpp und meterhohen Erdschichten verborgen. Im Jahr 1936 fangen geschichtsbewusste Homberger Bürger mit ersten Ausgrabungen an. Auch der Brunnenrand wird endeckt.
Ab 1980 beginnen Planungen der Burgberggemeinde, den Brunnen auszuräumen. Nach langen Verhandlungen und einer großen Unterstützung der Öffentlichkeit startet am 23.5.1997 das Unternehmen, Brunnenforscher
Dr. Rainer Nier-Glück aus Löffingen übernimmt den anspruchsvollen Auftrag.
In 9 Kampagnen fährt Dr. Nier-Glück 1.566 mal in die Tiefe und fördert das Material ans Tageslicht. Helfer sortieren am Siebtisch die Funde aus, reinigen, vermessen und fotografieren sie und notieren sie im Grabungsbuch.
Am 20. 7.2001 ist die Wassersohle erreicht, es werden insgesamt annähernd 7.000 Funde gesammelt.
Brunnenforscher Dr. Rainer Nier-Glück
Ein Hiev wird von Helfern untersucht |
Der letzte Hiev am 20.7.2001 v.l.n.r.: Vorsitzender Heinz Hause, Brunnenspezialist Dr. Rainer Nier-Glück, Türmer Friedrich Dreytza, Bürgermeister Helmut Blau und Sergej Sergienko |
So präsentiert sich der Brunnen heute:
Der Brunnen ist zur Herstellung des Originalzustands und aus Sicherheitsgründen mit drei Steinringen erhöht. Eine Besonderheit im Schacht: In unterschiedlichen Tiefen sind 6 Nischen in die Brunnenwand eingebaut, ihre Bedeutung ist bisher nicht abschließend geklärt. Ein Deckel aus stabilem Maschendraht verschließt den Brunnen. Ein starker Scheinwerfer leuchtet den Schacht vollständig aus. Eine Wasserschütte ist eingebaut, sie zeigt sehr eindrucksvoll, wie lange ein Wasserschwall braucht, um auf der Sohle aufzutreffen.
Besucher bewundern den Brunnen